Nadine Karl

Timeless Island of Blissful Ages


Fotografie 
September 2022
Toskana, Italien

Edition
Auflage 10 pro Fotografie 
Maßangabe variable

Wie leuchtend fließt das Wasser in Kaskaden, als wenn die Felsen Schleier tragen. Vor den Augen eröffnet sich das Paradies auf Erden, in Gestalt einer norditalienischen Naturquelle. Ein längst erloschener Vulkan erhitzt das Wasser, das vom Himmel in den Berg hinunterfällt und mit wertvollen Mineralien, Schwefel angereichert wird. Drei Fotografien, Video Stills eines verlorenen Ausgangsmaterials, zeigen die Künstlerin selbst, wie sie die Natur erfährt, bis sie eins wird, sich fallen lässt, so wie das Wasser fällt. Ein intimer Glücksmoment, der vielleicht gar nicht hätte festgehalten werden dürfen, der wie eine leuchtende Erinnerung aufblitzt und sich sofort wieder entzieht. Ähnlich der Zeit fließt das Gewässer unaufhörlich, lädt zum Baden ein, zum Verharren im Augenblick und reißt dann mit. 

Melancholie macht sich breit, wenn alles ungebrochen sich verändert und niemals – auch nicht für einen kurzen Moment – mal innehält. Bilder der Idylle, der Erholung, doch die Schwefeltherme zehrt am Körper, macht erschöpft. Was, wenn die Person für immer bliebe, eintauchte, nicht mehr auftauchen würde, versänke in dem rauschenden Wasserlauf? Wenn das ewige Fließen das Sein umschließt und nicht mehr loslässt, der Körper nach hinten regungslos ins Wasser fällt und dann alles unbedeutend wird, sich aufzutauchen vielleicht nicht mehr lohnt, das Wasser vom Körper Besitz ergreift. Irgendwo dort unten fühlt sich das Bad im Heilwasser wie schwerelos an, obwohl es den Körper unmerklich auszehren kann. Am Ende steht ein Gefühl wie nach dem Rausch, wohlig warm im Innern, außen ausgelaugt.

Text von Julia Stellmann


Photography 
September 2022
Tuscany, Italy

Edition
Edition of 10 per photograph 
Dimension variable

How luminously the water flows in cascades, as if the rocks were wearing veils. Paradise on earth opens up before your eyes, in the form of a northern Italian natural spring. A long-extinct volcano heats the water, which falls from the sky down the mountain and is enriched with precious minerals, sulphur. Three photographs, video stills of a lost source material show the artist herself experiencing nature until it becomes one, letting herself fall, just as the water falls. An intimate moment of happiness that perhaps should not have been captured at all, that flashes like a luminous memory and immediately recedes. Like time, the water flows incessantly, inviting us to bathe, to pause in the moment and then sweeps us away. 

Melancholy spreads when everything changes uninterruptedly and never - not even for a brief moment - pauses. Images of idyll, of relaxation, but the sulphurous heat wears the body out, makes you exhausted. What if the person were to remain forever, immersed, never to emerge again, sinking into the rushing stream of water? What if the eternal flow encloses the being and no longer lets go, the body falls backwards motionlessly into the water and then everything becomes insignificant, perhaps it is no longer worth surfacing, the water takes possession of the body. Somewhere down there, the bath in the healing water feels weightless, although it can imperceptibly drain the body. At the end there is a feeling like after intoxication, pleasantly warm inside, drained on the outside. 

Text by Julia Stellmann
Translated into English by Nadine Karl